Das Kennenlernen vieler verschiedener Welten.
Diesen Beitrag widme ich einer ganz besonders feinen Tätigkeit. Es ist ein essentieller Teil unseres Alltags. Wir machen es andauernd, wenn auch nicht ununterbrochen. Ihr macht es zum Beispiel auch gerade. Und noch immer. Ja, immer noch. Natürlich. Es geht um das Lesen. Liebe Leseratten und Bücherwürmer, das ist eine Hommage an eure Passion.
Mal abgesehen davon, dass ich als angehende Germanistin von Worten, Sätzen und Büchern nicht genug haben kann — was macht das Lesen mit uns? Ich hab mir darüber Gedanken gemacht und mir [zum Glück] nicht den Kopf zerbrechen müssen. Die Gedanken haben sofort zum plätschern angefangen.
Das Lesen ermöglicht uns Zeitreisen. In die Vergangenheit und in die Zukunft. Wir können uns aber nicht nur in diesen Zeiten aufhalten, sondern auch in andere Rollen schlüpfen. Und so ganz nebenbei lernen wir auch noch unheimlich viel über die historischen Vorgänge, die dargestellte Gesellschaft – und nicht zuletzt über uns selbst. Wir tauchen in andere Welten ein, die wir kennen, verstehen und oft auch lieben lernen.
Aber als wäre das nicht genug, können wir uns zur selben Zeit aus unserer [realen] Welt entfernen. Abschalten. Wir können vom Alltag flüchten und uns komplett uns selbst und der Welt, die vor uns liegt [also dasteht] hingeben. Wir haben nicht nur die Möglichkeit ein- sondern auch unterzutauchen. Es geht dabei nicht darum, dass man mit seiner realen Welt nicht zufrieden ist und deshalb in virtuelle Welten verschwindet. Wir lernen in diesen virtuellen Welten sehr viel über die reale Welt. Die Wirklichkeit. Lesen hilft uns, andere und die Welt im Allgemeinen besser verstehen zu können. Durch Perspektivenwechsel.
Es gibt Lebensbücher, die uns besonders geprägt haben und in die wir immer wieder ein- und untertauchen. In diese Bücher setzen wir einen Anker. Und das Schöne an diesem metaphorischen Anker ist, im Gegensatz zum realen, dass wir ihn an ganz vielen verschiedenen Plätzen legen können, ohne uns an seinen Ort binden zu müssen. Die Protagonisten von solchen Büchern kommen uns vor, als wären sie unsere Freunde. Sie sind uns so vertraut und wir wissen genau, wie sie auf Dinge reagieren würden.
Ich hab gelesen [ja, gelesen], dass Wissenschaftler* herausgefunden haben, dass wir beim Lesen eine ganz besondere Konzentration haben. Warum besonders: wir sind beim Lesen sehr konzentriert, merken es aber nicht und es fällt uns demnach nicht schwer. Wir sind im „flow“ und uns ist nicht bewusst, dass wir gerade sehr konzentriert etwas tun, weil wir so mit diesem Tun beschäftigt sind. Nun sagt ihr, dass man dieses Phänomen doch oft bei Konzentration beobachten kann. Ja, das passiert bei Dingen, die man gerne tut und die Zeit vergessen kann [oder vergißt – oft nicht freiwillig]. Und nebenbei bemerkt: diese Wissenschaftler sagen auch, dass man bei schweren Lebenssituationen lesen sollte, weil es hilft, Probleme durch Augen eines anderen zu sehen. Interessant, dieser Perspektivenwechsel.
„Bücher waren mein Weg zu persönlicher Freiheit.“ Wer so etwas Schönes sagt? Oprah Winfrey. Und da hat die gute Oprah wieder alles auf den Punkt gebracht: um das geht es mir. Bücher bringen uns dazu, sich mit uns, unserem Umfeld, der Geschichte und der Menschheit zu beschäftigen. Dabei entsteht nicht nur Wissen, sondern auch Gefühle, die uns keiner mehr nehmen kann.
Gruß und Kuss,
eure A.
*Die Infos von diesen Wissenschaftlern hab ich aus dem Heft FLOW/Nummer 9.